31.3.08

DIE CHARITÉ IM DRITTEN REICH







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Sabine Schleiermacher / Udo Schagen (Hg.)
Die Charité im Dritten Reich. Zur Dienstbarkeit medizinischer Wissenschaft im Nationalsozialismus

Verlag Ferdinand Schöningh
ISBN 978-3-506-76476-8
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Photo: Hörsaal der Universitätsfrauenklinik, 14.März 1941: Festveranstaltung zum 70. Geburtstag des Gynäkologen Prof. Dr. Walter Stoeckel.

Die nationalsozialistische Medizin verkehrte das ärztliche Ethos vom Heilen in das der Ausgrenzung und Vernichtung. Sie lieferte dem NS-Regime Kriterien für die Trennung zwischen »höherwertigen« und »lebensunwerten« Menschen, für Rassenbiologie und Rassenhygiene, für Zwangssterilisierung und Menschenversuche, für eine Vertreibungen legitimierende Geomedizin. Ihre Vertreter stützten die Ziele nationalsozialistischer Gesundheits- und Hochschulpolitik und beteiligten sich freiwillig und aktiv an menschenverachtenden und menschenvernichtenden Forschungen im Zeichen des »wissenschaftlichen Fortschritts«.

Gegenstand des Buches, das exemplarischen Charakter beanspruchen kann, sind die Mitglieder der Berliner Medizinischen Fakultät, an die schon vor 1933 die berühmtesten Ärzte und Wissenschaftler des Deutschen Reiches berufen worden waren.

Dargestellt werden u.a. die Vertreibung von Fakultätsmidgliedern, das wissenschaftspolitische Engagement Ferdinand Sauerbruchs, das eugenische Danken des Gynäkologen Walter Stoeckel, die Untersuchungen an Hingerichteten durch Hermann Stieve, die Vorstellungen zu Sterilisation und »Euthanasie« der Psychiater Karl Bonhoeffer und Maximinian de Crinis, die menschenverachtenden Versuche Georg Bessaus an Kindern. aber auch die liberale Weltanschauung des Pharmakologen Wolfgang Heubner.

In der medizinischen Fakultät stieß der NS-Staat weniger auf Ablehnung als auf bereitwillige Unterstützung. Wie in den verschiedenen, hier vorgelegten Aufsätzen gezeigt wird, nahmen die Vertreter medizinischer Wissenschaft eine durchgehend unterstützende und fördernde Rolle gegenüber dem nationalsozialistischer Staat ein. Ein Großteil von ihnen begrüßte den autoritären und nationalistischen Kurs und mobilisierte sich selbst aus freien Stücken für das NS-Regime.

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