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Norbert C. Kaser
(1947 – 1978)
EINGEKLEMMT
Herausgegeben von Hans Haider
Edition Galerie Bloch, Innsbruck 1979
Norbert C. Kaser. Lebenslauf:
Geboren am 19. April 1947 in Brixen als Sohn der Paula Thum. (Der Vater, Alois Maierunteregger, zuletzt in Olang ansässig, ist am 9. Dezember 1957 tötlich verunglückt.) Der Säugling bleibt zunächst bei den Grauen Schwestern des Heiligen Elisabeth in Brixen und kommt dann nach Kastelruth in Pflege. Im Herbst 1947 heiratet Paula Thum dem in Russlandfeldzug kriegsversehrten Franz Kaser, geboren 1909, der das Kind legitimiert und zu sich nimmt.
Am 23. September 1968 als Frater Christoph Kaser a Brunopoli ins Kapuzinerkloster Bruneck eingetreten.
Am 5. April 1969 (Karsamstag) Austritt aus dem Kloster.
1977. Am 21. August stirbt Norbert C. Kaser im Brunecker Krankenhaus 31jährig an einem Lungenödem, als Folge fortgeschrittener Leberzirrhose und Bauchwassersucht, und wird am 23. August von seinen Freunden am Friedhof von Bruneck zu Grabe getragen.
er rosmarie den wind
+++++er legt sich
mit wolkenzotteln hat
er in der frueh
den himmel
den hohen
blauen
bezogen
+++++er ist nieder
gekommen am Vormittag
plastiksaecke zu
blasen
& schmerz zu
beschwoeren
bei wetter
fuehligen
+++++die fein vor ihm
zu hause blieben bei
schlagenden tueren
am nachmitag
geputzt ist der hohe
der himmel
die sichel
vor ostern
haengt
er hat sich
& ist gelegt
+ + +
Kloster (II)
faste
jetzt wo der
vierzigstuendige tabernakel
bei de klosterfrauen
geschlossen
waer zeit
den stockfisch zu waessern
& den leuten das maul
Ihr tut nicht mehr
Was des HERRN ist
hoechstens daß
bruder gaertner
spaeter dann
ein pflanzchen
aus dem guckloch reicht
in den bergen
sollten Eure kutten jetzt
flattern wie salz
& lake
& meer
durchs beichtgatter sollte mld
der losspruch
riechen
nach stockfischhungertuch
kapuziner
Ihr naht Euch wie affen
den sitten der pfaffen
wo lange kein
psalmwind mehr
pfeift ueber
gras & schilf & rohr
johannes der taeufer
erbarme Dich ihrer.
+ + +
la pioggia d’ottobre
ed è proprio lei la cattiva
che fa cadere le foglie
del mio grande albero
e bagnati com’ i poveri
senza tretto
si metton a letto
con molta fortuna
li copre un pezzo
di carta
noi invece che non
stiamo sotto ponti parigini
sogniamo al ritmo delle celesti
lacrime nel caldo dell’ osteria
fra i diversi vini
vini rossi come le fuglie
e il sangue di qualche
fucilato
in ispagna o altrove
maledetta pioggira
e d’estate rovini
il fieno dei contadini
almeno d’inverno ti fai
neve
e copri I Danni tuoi.
+ + +
st. sebastian
sie haben ihn eingezogen
mit langem haar
das haben sie ihm rattenkurz
geschnitten
da ist er ihr spott geworden & ueberhaupt
hat er nicht getan wie
sie
geflucht gehurt das pferd
zu tod geritten
einmal jagten alla uebers
feld
den feind erschlagen
keinen hat er ueber sich
gebracht
& war bleich im gesicht
Ihre wangen waren rot
vor blut & bier & wein:
sie nehmen ihn binden ihn
& schießen auf ihn ein
mit der nacht kommen
engel seine todeswunden
lecken
+ + +
marmor
weißt du was schnee ist
frischgefallener?
weißt du was blüten sind
ebenerblühte?
dann weißt du noch nichts
kuwait und new york
wissen marmor zu schätzen
doch heute liegt er in bergen
vor dem anschlußgleis
arbeiter nagen an den fingernaegeln
ihre kinder auch
ihre frauen
wissen nicht was kochen
der bruch ist wie ein grab-
mahnmal der wirtschaft
in die ausgehauene höhle
könnte man nur noch christus legen
nur kein geld
und kein morgen.
Copyright©Monika Segala 1979
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