26.9.09

OXÖGAT / #21. - Keuschheit





Selig, die reinen Herzens sind

Befragt man Menschen, was sie mit dem Wort Keuschheit verbinden, stößt man meist auf eine gewisse Verlegenheit, bisweilen auch auf ein hilfloses Kichern.
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Das Klischee, das noch in vielen Köpfen hängt, ist oft von Heiligenbildern geprägt: ein bleicher und hohlwangiger, schwächlicher und weltentrückter, feminin wirkender Jüngling, der mit verklärt-entzücktem Blick auf ein Kreuz oder die Jungfrau schaut, oder die allegorische Darstellung der Keuchheit als eingamauerter Frau, die nur noch ihr Haupt über der Zinne sehen lässt. Diese Darstellungen versperren einen Zugang zu dem, was Keuschheit sein kann. Ebenso ziehen manche Diskurse über das Thema, die einhergehen mit einer Abwertung der menschlichen Sexualität und mit ihr des Geschöpfichen überhaupt, eine wenig hilfreiche Spur durch die christliche Frömmigkeitsgeschichte. Wie also über Keuschheit sprechen, ohne in diese Fallen zu tappen?
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Keusch und lauter zu sein, ein reines Herz zu haben, heißt nicht, sich nichts vorwerfen zu müssen, denn irgendwas hat man sich immer vorzuwerfen. Als Franziskus sah, wie sehr Bruder Leo über die Reinheit des Herzens ins Grübeln kam und wie sehr ihn verlangte, so rein zu sein wie klarstes Wasser, sagt er: "Ach, Bruder Leo, kümmere dich nicht zu sehr um die Reinheit des Herzens! Sieh auf Gott! Bewundere ihn! Freu dich, dass es ihn gibt, ihn, den ganz und gar Heiligen! [---] Die Trauer darüber, dass man nicht vollkommen ist und dass man den Sünder in sich entdeckt, ist ein noch menschliches Gefühl! Du musst den Blick höher, viel höher heben. Es gibt Gott, es gibt die Unendlichkeit Gottes und seine unwandelbare Herrlichkeit. Ein Herz ist rein, wenn es nicht ablässt, den lebendigen und wahren Herrn anzubeten."


Aus: Jesuiten 2009/3, München 2009. [Dominik Terstriep SJ]

Abbildung des Hl. Aloisius Gonzaga, Schutzheiliger der Jugend, unmitten von Lilien - Symbol der Keuschheit.

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